Seither bemühen sie sich sehr darum, ihr eigenes unabhängiges Bildungssystem aufzubauen. Heute gibt es in 40 von ca. 57 Dörfern Schulen und fast jede Schule hat einen eigenen Lehrer. Zwei Elemente bilden dabei die Säulen ihres Schulsystems: Die Alphabetisierung in ihrer eigenen Sprache und das Erlernen der portugiesischen Sprache zur nicht zu unterschätzenden Kommunikationsbasis.

Nur so können die Riten, Rituale, Mythen und Legenden des Stammes dauerhaft Bestand haben, denn diese sind Teil ihrer Identität und ihrer Kultur. Sie erzählen von der Erschaffung der Erde, von ihrer Herkunft und ihrer wechselhaften Geschichte. Sie bilden ein zentrales Glaubenselement, in dessen Mittelpunkt der „Große Vater“ steht. Die Legenden erzählen von Helden und großes Ereignissen der Vergangenheit. Es ist ihre Art der Geschichtsschreibung. Dieser große kulturelle Reichtum würde verloren gehen, wenn sie nicht für dessen Erhalt sorgen würden. Ein Teil ihrer Geschichte wurde über Jahre vom Volk selbstständig im kommunikativen Austausch aller Dorflehrer mit ihren Häuptlingen, Ältesten und Weisen zusammengetragen  und konnte mit Schwester Silvia Thekla Wewerings Unterstützung nun 2014 veröffentlicht werden.

 

Besonders beeindruckend daran ist, dass alle Dörfer stets gleichberechtigt in diesen Prozess der Geschichtsschreibung eingebunden waren. Jede Meinung und Erinnerung wurde wertschätzend gehört und zwischen den Dörfern und Untergruppen mehrfach beraten und abgestimmt. Dieser achtsame und so zeitintensive Geduldsakt ist  einfach vorbildlich und sehr nachahmenswert.

Diese elementare und lebendige Zwischenmenschlichkeit innerhalb des Volkes der Akwe Xerentes aber auch deren genauso achtsame Umgang mit der Natur durfte ich während meiner Aufenthalte dort hautnah erleben. Die Indigenes leben mit Mutter Erde in wechselseitiger Beziehung.

Auf beeindruckende Art und Weise erfolgt das alltägliche Leben im Zusammenspiel mit den Naturelementen. Tradition und Kultur sind verinnerlicht und werden bisher von Generation zu Generation weitergegeben.

 

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Hier ein Zeitungsartikel von 2009 BBV mit Hintergrundinformationen!

PDF (0,6 MB)

Inzwischen sind auch Weiterentwicklungen und Veränderungen dieses Lebens wahrnehmbar. Die „moderne“ Welt kommt unaufhaltsam mit großen Schritten näher.

 

So stellen sich nicht nur mir folgende Fragen zur Zukunft dieses Volkes:

Wie gestaltet sich der zivilisationäre Wandel?

  • Können wir helfen, die bereits bestehende behutsame Arbeit zum Schutz und zur Entwicklung zu erhalten und weiter auszubauen?
  • Sitzen wir in Bezug auf Generationenwechsel und Umweltschutz nicht sogar schon JETZT im „selben Boot“?
  • Können wir also aktiv** am achtsamen Übergang teilhaben?
  • Immer wieder war ich mit meiner Tante Silvia, den Häuptlingen
    und Weisen des Stammes über diese und viele andere Fragen im Gespräch.

 

Achtsame Menschlichkeit und Naturverbundenheit in den Blick zu nehmen, genau das ist mein innerstes Anliegen. Lasst uns bestehende Schutzarbeit für das indianische Urvolk weiterhin tatkräftig unterstützen. Wir können viel von den Indianern lernen. Sie besitzen noch Ur-Wissen über das Zusammenleben von Menschen und den Umgang mit der Natur, welches bei uns oft verloren scheint. Vielleicht müssen wir uns an unsere Wurzeln erinnern, müssen „zurück zu den Wurzeln“ der menschlichen Existenz. Aus diesem Grund laufe ich den Jakobsweg rückwärts…“back to the roots“.

 

* Diese historische Darstellung und weitere umfassende Erzählungen und Hintergründe könnt Ihr bei Interesse im Buch „Das Volk der Akwe Xerente“ von Wolfgang Belting ( Schwester Silvias Neffe) näher vertiefen.

 

**zum Beispiel in Form von Spenden anlässlich meines Laufes: Lichtlauf 2015